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17.12.2025

15 Jahre Facharztverträge:
Patientenströme besser gelenkt
– über eine Million Versicherte nehmen teil

Im Juli 2010 startete bundesweit der erste Vollversorgungsvertrag im Bereich Kardiologie. Rund 3.300 Fachärztinnen und Fachärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten inklusive Angestellter nehmen derzeit an acht Facharztverträgen (FAV) mit 13 Facharztgruppen teil. Ihr Honorar wächst von Jahr zu Jahr. 2024 lag es bei 215 Millionen Euro (plus 11,4 Prozent). Und die teilnehmende Versichertenzahl hat seit Oktober die Million überschritten. Zusammen mit der HZV verkörpern die Facharztverträge nachweislich eine bessere Versorgung als die Regelversorgung. Und die Initiatoren glaubten fest daran, dass ergänzende fachärztliche Vollversorgungsverträge die ambulante Versorgung weiter verbessern. Die Vertragspartner AOK, Bosch BKK, Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg und MEDI Baden-Württemberg setzen auch deshalb im 15. Jahr auf eine bessere und wirtschaftlichere Versorgung.

Dr. Norbert Smetak, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg, betont: „Seit 15 Jahren verbessern passgenaue Strukturen vor Ort die Arbeitsbedingungen der Praxisteams und die ambulante Patientenversorgung gleichermaßen. Eine echte Win-win-Situation. Die Evaluation hat jetzt wissenschaftlich belegt, dass die HZV in Kombination mit den Facharztverträgen besser funktioniert als die HZV allein. Deshalb setzen wir weiter auf die Facharztverträge mit der engen Verknüpfung zur HZV als erfolgreiches Versorgungsmodell und als Blaupause für das von der Bundesregierung angestrebte Primärarztsystem.“

Angesichts der wachsenden Zahl älterer und versorgungsintensiver Patientinnen und Patienten ist eine effiziente Steuerung der Patientenströme wichtiger denn je. Daher wurde für das Jahr 2022 von den Universitäten Heidelberg und Frankfurt/Main untersucht, ob die Kombination aus der HZV und den FAV gegenüber der alleinigen HZV zusätzliche Effekte erzielt. Das Ergebnis ist eindeutig: Bei allen Versicherten der AOK Baden-Württemberg konnten durch die Teilnahme an der HZV und den FAV rund 11.600 stationäre Aufenthalte im Vergleich zur Regelversorgung vermieden werden – etwa 7.100 mehr als durch die alleinige Teilnahme an der HZV. Für die Subgruppe der chronisch Erkrankten lassen sich nachweisen: Weniger Wiedereinweisungen innerhalb von vier Wochen, geringere potenziell vermeidbare Krankenhausaufnahmen und kürzere Liegezeiten. Ein entscheidender Grund für diese Ergebnisse ist die bessere Abstimmung zwischen Haus- und Fachärztinnen und -ärzten bei den Selektivverträgen. Dazu gehören klare Überweisungswege, koordinierte Folgetermine und feste Kommunikationspfade. Patientinnen und Patienten profitieren von kürzeren Wartezeiten, erhöhter Sicherheit durch eine abgestimmte Medikation und mehr sprechender Medizin.

Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, kommentiert: „Selektivverträge müssen auch weiterhin in der regionalen Versorgungsgestaltung möglich bleiben. Nur so gelingen eine hochwertige Patientenversorgung, eine bedarfsorientierte Patientensteuerung, erstklassige Patientenbetreuung mit mehr Beratungszeit und der Abbau von Bürokratie. Dass das Kollektivsystem grundlegend reformiert gehört, ist unbestritten. Aber entscheidend wird sein, wie das Primärversorgungssystem im Kollektivsystem ausgestaltet wird und welche regionalen Freiräume für innovative Ansätze bestehen bleiben.“
Die Vertragspartner nutzen konsequent den Gesetzesrahmen, um die ambulante Versorgung freiwillig und auf wettbewerblicher Basis umfassend zu gestalten. Eine wichtige Rolle spielen die derzeit rund 700 Entlastungsassistentinnen in der Facharztpraxis (EFA®). Sie werden seit 2014 gefördert und ermöglichen eine intensivere und verbesserte Patientenbetreuung und entlasten so die Fachärztinnen und -ärzten bei vielen und wichtigen Routinearbeiten.

Frieder Spieth, Vorstand der Bosch BKK, ergänzt: „Die Selektivverträge verschaffen den Ärztinnen und Ärzten Zeit für eine intensivere Versorgung und eine ausführliche Information und Beratung. So können vor allem chronische Krankheitsbilder besser beleuchtet werden. Gibt es Einflussfaktoren aus dem sozialen Umfeld, wie etwa Stress, kann ganzheitlich und individuell behandelt werden. Der Patient benötigt nur eine Überweisung und wird direkt in der Praxis in das Programm eingeschrieben. Es gibt auch kein langes Genehmigungsverfahren, wie das oft bei Langzeittherapien nötig ist.“

 

Kontakt (Pressestellen)

AOK Baden-Württemberg, Telefon: 0711 6525-21488, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bosch BKK, Telefon: 0711 252918-755, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
MEDI Baden-Württemberg, Jill Sayer, Telefon: 0711 806079-219, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!