Neue Versorgung Ausgabe Dezember 2016 - page 18

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Fünf Fragen an Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des
Deutschen Hausärzteverbandes und Vorstandsvorsitzender
der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft.
Die HZV-Evaluation in Baden-Württemberg zeigt eine dauerhafte und zunehmende Verbesserung
der Versorgungsqualität – und das bei sinkenden Kosten. Lässt sich das auf andere Verträge übertragen?
Bestimmte Struktureffekte ja, auch wenn die Umsetzung in jedem Bundesland etwas anders verläuft.
Daher ist auch jede HZV besser als die Regelversorgung, sofern es sich um Vollversorgungsverträge
handelt. Durch die langjährige Erfahrung, die Facharztanbindung und die sehr positive Begleitung
durch die AOK hat die HZV in Baden-Württemberg aber mittlerweile einen großen Vorsprung.
Wo steht die HZV in anderen Bundesländern?
Die HZV hat die Flächendeckung in Deutschland erreicht. Wir haben mittlerweile über 60 Verträge
und versorgen über sechs Millionen Versicherte, davon 4,25 Millionen in Vollversorgungsverträgen.
Hier müssen die Einschreibezahlen aber noch deutlich steigen.
Warum geht es in anderen Bundesländern nicht schneller voran?
An erster Stelle sehen wir immer noch die Verweigerung vieler Kassen zur produktiven Zusammen-
arbeit. Außerdem gibt es vielerorts nach wie vor eine Weigerungshaltung der AIS*-Industrie, die
HZV-Module für alle Verträge diskriminierungsfrei umzusetzen.
*AIS = Arzt-Informations-System
Sie bleiben optimistisch?
Ja, denn die HZV in Baden-Württemberg hat als Blaupause den Wettbewerb massiv gefördert und
etwas in Gang gebracht, das nicht mehr rückgängig zu machen ist. Das setzt andere Kassen unter
Druck und außerdem wächst die Einsicht, in Selektivverträgen eine Chance und nicht ein notwen-
diges Übel zu sehen.
Hat der Wettbewerb auch Auswirkungen auf die Regelversorgung?
In der Tat. Die HZV hat als positiven Nebeneffekt eine Honorargerechtigkeit geschaffen, die noch
vor zehn Jahren undenkbar schien. Der Honorar-Wettbewerb ist von der KV aufgenommen wor-
den und dies hat zu einer Angleichung der Honorare zwischen Fach- und Hausärzten geführt.
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