Neue Versorgung Ausgabe Dezember 2016 - page 8

8
|
Auf dem 50. DEGAM-Kongress in
Frankfurt a. M. standen Vertreter der
Vertragspartner zusammen mit Wis-
senschaftlern einem interessierten
Publikum Rede und Antwort zum
Thema HZV.
Ein Teilnehmer – bis vor kurzem Haus-
arzt auf der Schwäbischen Alb – brachte
es mit seiner Wortmeldung auf den
Punkt: „Die HZV hat mich in den letz-
ten Jahren aus der Resignation heraus-
gerissen.“ Es sei ihm möglich gewesen,
„wieder eine vernünftige Therapie anzu-
bieten“, ohne das Gefühl zu haben, sich
ständig in einem Hamsterrad zu bewe-
gen. „Die Patienten merken, dass man
mehr Zeit hat und sich für ihre Probleme
interessiert.“
Vorteile für Hausärzte
und Patienten
Diese Erfahrungen bekräftigte Dr. med.
Berthold Dietsche, Vorsitzender des
Hausärzteverbandes inBaden-Württem-
berg: Die vereinfachte Abrechnung, mehr
Im Dialog
Planungssicherheit, eine deutlich höhere
Vergütung und eine bessere Koordinati-
on kommen bei Arzt und Patient gut an.
Hinzu komme die bessere Teamorien-
tierung in den Praxen, die durch den
VERAH-Einsatz in der HZV gefördert
wird. Besonders stolz sei er, dass es ge-
lungen ist, ein verbindliches Einschrei-
besystem zu verwirklichen.
Ein wesentliches Element der HZV sei
auch die Verpflichtung für die teilneh-
menden Kollegen, regelmäßig unabhän-
gige Fortbildungsveranstaltungen zu
hausärztlichen Themen zu besuchen.
„Vier Fortbildungen pro Jahr sind Pflicht.
In der Realität liegt die Teilnahme aber
deutlich höher“, freute sich Dietsche.
Nachwuchsgewinnung
ist eine Hauptaufgabe
Eine zentrale Herausforderung ist das
Thema Praxisnachfolge, denn jeder
dritte Hausarzt im Land ist älter als 60
Jahre. Dietsche zeigte sich optimistisch:
Dank der besseren wirtschaftlichen und
organisatorischen Bedingungen durch
die HZV sowie der Initiative ,Perspek-
tive Hausarzt BW‘ sei inzwischen eine
Trendumkehr erkennbar.
Das bestätigte Professor Dr. med.
Joachim Szecsenyi, Leiter der Abteilung
Allgemeinmedizin und Versorgungsfor-
schung an der Universität Heidelberg.
Die strukturierte Verbundweiterbil-
dung, die in Baden-Württemberg inzwi-
schen 600 Ärzten zugutekommt, tra-
ge erste Früchte. Das Zusammenspiel
von HZV und Verbundweiterbildung
fördere die Motivation bei den jungen
Kollegen für den Hausarztberuf. „Wir
durchschreiten die Talsohle und haben
Ende September bereits mehr Facharzt-
prüfungen als im gesamten letzten Jahr“,
berichtete Szecsenyi. Für 2017 erwarte er
rund 200 neue Facharztanerkennungen
in der Allgemeinmedizin.
Die Patienten merken,
dass man mehr Zeit hat
Jürgen Stoschek
Ich bin stolz, dass ein
verbindliches Ein-
schreibesystem
verwirklicht wurde.
Dr. med. Berthold Dietsche, Vorsitzender des
Hausärzteverbandes in Baden-Württemberg
Die Verbundweiter-
bildung in Baden-
Württemberg trägt
erste Früchte.
Prof. Dr. med. Dipl.-Soz. Joachim Szecsenyi,
Universität Heidelberg
Ärzte und Kassen
sind in der Pflicht
Bundesweit sind rund sechs Millionen
Versicherte in HZV-Verträge einge-
schrieben, davon 4,25 Millionen in Voll-
versorgungsverträgen nach dem Vorbild
Baden-Württemberg. Nach Ansicht von
Eberhard Mehl, dem Hauptgeschäfts-
führer des Deutschen Hausärzteverban-
des, ist die HZV dort so erfolgreich, weil
es sich um einen Vollversorgungsvertrag
mit angeschlossenen Facharztverträgen
handelt. „Überall, wo wir Vollversor-
gungsverträge haben, zeigen sich bes-
sere Ergebnisse hinsichtlich der Ver-
sorgungsqualität“, so Mehl. Deshalb sei
es auch so wichtig, die HZV weiter „in
die Fläche“ zu bringen. „Wir müssen die
Einschreibezahlen deutlich steigern. Das
geht nur mit den Ärzten“, so Mehl. Und:
„Nur mit intelligenten Verträgen können
wir den Versorgungs-Tsunami meistern,
der angesichts einer älter werdenden
Gesellschaft auf uns zurollt.“ Mitent-
scheidend für den Erfolg sei dabei das
Aktivitätsniveau der Krankenkassen.
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...20
Powered by FlippingBook