Neue Versorgung Ausgabe Juli 2016 - page 14

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Aus den Verträgen
Seit 2015 gibt es auch im Facharztpro-
gramm Orthopädie Qualitätszirkel. In
diesem Jahr befasst sich der struktu-
rierte Erfahrungsaustausch erstmalig
mit einem nicht medikamentösen The-
ma: der motivationalen Beratung von
Patienten.
Ziel dieser neu entwickelten Methode
ist, die Qualität des Arzt-Patienten-
Gesprächs sowie die Selbstfürsorge des
Patienten weiter zu steigern. Zusam-
men mit Professor Marcus Schiltenwolf
von der Klinik für Orthopädie und Un-
fallchirurgie am Universitätsklinikum
Heidelberg und dem AQUA Institut
wurde hierzu ein Leitfaden entwickelt,
der den neuesten Wissensstand berück-
sichtigt. Das Manual „Motivationale
Motivationale Beratung
dient der Heilung
Susanne Wetterich
Beratung in der orthopädischen Praxis“
dient als theoretische Gesprächsgrund-
lage für die Orthopäden.
Eigenverantwortung der
Patienten stärken
„In unserem Fachgebiet sind ausführ-
liche Aufklärung zu biologisch-medi-
zinischen Zusammenhängen sowie Be-
ratung und Anleitung zu dauerhaften
gesundheitsförderlichen Veränderungen
eingeschliffener Gewohnheiten elemen-
tar für eine gute Versorgung“, sagt Dr.
med. Burkhard Lembeck, MEDI-Spre-
cher und Sprecher des Berufsverbandes
für Orthopädie und Unfallchirurgie
(BVOU) in Baden-Württemberg. Der
Patient müsse früh eingebunden werden
bei der Festlegung der Therapieziele und
umfassend dazu beraten werden, was
er selbst dazu beitragen kann, um die-
se Ziele zu erreichen. Er soll daher zu-
nächst verstehen, wie Knochen, Muskeln
und Gelenke funktionieren, welche Vor-
gänge im Körper zu gesundheitlichen
Beeinträchtigungen des Bewegungsap-
parates führen und wie diese behandelt
werden können. Das baut Ängste und
Unsicherheiten ab und verbessert die
Zusammenarbeit von Arzt und Patient.
Zudem erhöht es auch Selbstwirksam-
keit und Selbstfürsorge des Patienten.
Erst in diesem Kontext entstehe beim
Patienten die Motivation, Veränderun-
gen aktiv anzugehen. Voraussetzung
dafür ist es, genügend Zeit für ein pro-
fundes Gespräch mit dem jeweiligen Pa-
tienten zu haben. Daran fehle es aber in
der Regelversorgung am meisten. „Diese
Zeit entsprechend vergütet zu bekom-
men, ist das wichtigste innovative Ele-
ment und das Alleinstellungsmerkmal
des Facharztprogramms“, so Lembeck.
Biopsychosoziale Unterweisung
Neueste Erfahrungen belegen, dass sich
mit biopsychosozialer Unterweisung
insbesondere bei Patienten mit hartnä-
ckigen Schmerzen große Erfolge erzie-
len lassen. Darauf zielt die motivationale
Beratung ab: „Der Arzt sollte auf der ei-
nen Seite Belastungen ermitteln, denen
der Patient ausgesetzt ist, beispielsweise
Stress am Arbeitsplatz. Gemeinsam gilt
es zu erörtern, wie der Patient Druck he-
rausnehmen und wo er gegebenenfalls
Unterstützung bekommen kann. Des
Weiteren geht es darum, die Patienten
auch über Anatomie und die Zusammen-
hänge zwischen Bewegung, Ernährung,
Lebensstil und Schmerzen aufzuklären“,
so PD Dr. med. Sabine Knapstein von
der AOK Baden-Württemberg. „Dies ist
ein wirksames Instrument insbesondere
bei Rückenschmerzen oder Arthrose. Es
Orthopädievertrag: mehr Zeit für die sprechende Medizin
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