Neue Versorgung Ausgabe Juli 2016 - page 12

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Aus den Verträgen
Vor zwei Jahren startete das praxis-
basierte Case-Management-Programm
„PraCMan“ im Rahmen des AOK-
Hausarztvertrages in Baden-Württem-
berg. Erfahrungen aus der Praxis und
ein kürzlich veröffentlichter Artikel
der begleitendenVersorgungsforschung
unterstreichen den Nutzen des innova-
tiven Konzepts für die engmaschige
Betreuung multimorbider Patienten.
Die Implementierung von PraCMan
entwickelt sich seit dem Start positiv; die
Teilnehmerzahlen wachsen kontinuier-
lich: Derzeit nehmen bereits 523 Ärzte
teil. Beeindruckend stieg auch die Zahl
der betreuten PraCMan-Patienten von
1.573 mit Beginn auf jetzt 9.620. „Das
Konzept setzt sich in den Praxen immer
mehr durch und es hat sich gezeigt, dass
eine Vorauswahl von Patienten, die von
einem solchen Case-Management profi-
tieren, sinnvoll ist“, so Tanja Rommel-
fangen, Geschäftsführerin der HÄVG in
Baden-Württemberg und verantwort-
lich für die PraCMan-Aus- und Weiter-
bildung der VERAH (Versorgungsassis-
tentin in der Hausarztpraxis).
Carmen Gaa, im Fachbereich Inte-
griertes Leistungsmanagement der AOK
Baden-Württemberg für das PraCMan-
Konzept verantwortlich, verweist auf die
Notwendigkeit der Versorgung einer
Zwei Jahre PraCMan: schon 10.000
Versicherte profitieren
Ruth Auschra
zunehmenden Zahl chronisch kranker
Patienten bei gleichzeitig rückläufigen
Hausarztzahlen. Daraus leiten sich die
Hauptziele des Programms ab: einer-
seits die Verbesserung der Lebensqua-
lität und die Verhinderung von Kran-
kenhauseinweisungen
multimorbider
Patienten, andererseits die weitere Pro-
fessionalisierung des nichtärztlichen
Personals durch Delegation ärztlicher
Leistung an die VERAH und die damit
verbundene Arztentlastung und schließ-
lich eine intensivere interdisziplinäre
Zusammenarbeit zwischen Hausarzt-
und Facharztpraxen.
„Wir sind froh, dass es in relativ kurzer
Zeit gelungen ist, fast 10.000 Patienten in
das Programm aufzunehmen. PraCMan
ist ein lernendes System. Um die Versor-
gungsqualität multimorbider Patienten
gemeinsam mit den Vertragspartnern
weiter zu optimieren, wird PraCMan
von der Abteilung Allgemeinmedizin
und Versorgungsforschung des Univer-
sitätsklinikums Heidelberg auch in Zu-
kunft wissenschaftlich begleitet“, betont
Carmen Gaa.
PraCMan im Einsatz:
VERAH berichten
Seit Juli 2014 haben Hausärzte und
VERAH mit PraCMan viele Erfahrun-
gen gesammelt – durchaus positive, wie
sie berichten. Die AOK Baden-Württem-
berg schlägt den HZV-Ärzten zu Beginn
des Quartals geeignete Patienten vor, die
an bestimmten chronischen Krankhei-
ten (Herzinsuffizienz, Diabetes Typ II,
COPD) leiden und in Folge davon ein
hohes Risiko für einen Krankenhaus-
aufenthalt haben. Der Arzt entscheidet
final, welche Patienten in das Versor-
gungskonzept aufgenommen werden.
Nicht alle Patienten eignen sich für das
Programm. „Meistens handelt es sich
dann um Menschen mit einer mittelgra-
digen Demenz“, erklärt Judith Kastner,
eine VERAH mit PraCMan-Zusatzaus-
bildung. In diesen Fällen sei aufgrund
mangelnder aktiver Beteiligung durch
den Patienten eine Zielvereinbarung
zwischen Arzt und Patient zur Vermei-
dung weiterer Komplikationen nicht
möglich. Die PraCMan-Versorgung en-
det für die Patienten dann, wenn sie ins
Pflegeheim kommen oder im Verlauf
dieser Betreuung an Demenz erkran-
ken. In der täglichen Funktion als Case-
Managerin werden die verantwortlichen
VERAH durch datengestützte PraC-
Man-Feedback-Berichte im Rahmen der
MFA-Qualitätszirkel des Hausärztever-
bandes unterstützt.
Hilfreiche MFA-Qualitätszirkel
Judith Kastner hat nicht nur die PraC-
Man-Weiterbildung absolviert, sie ist
auch Moderatorin der MFA-Qualitäts-
zirkel. Die Teilnahme gehört einerseits
zu den Verpflichtungen, die PraCMan
mit sich bringt. Andererseits schätzen
die VERAH die Möglichkeit zum Ge-
dankenaustausch. Judith Kastner und
viele ihrer Kolleginnen machen das Mo-
nitoring nicht nur in der Praxis, oft auch
im Rahmen von Hausbesuchen – eine
der typischen VERAH-Tätigkeiten bei
chronisch kranken Patienten.
Die meisten ihrer Telefonate mit PraC-
Man-Patienten sind inzwischen Routine.
Quelle: AOK Baden-Württemberg
3/2014
4/2014
1/2015
2/2015
3/2015
4/2015
1/2016
Quartal
PraCMan: Teilnehmerzahlen steigen kontinuierlich an
Ärzte Patienten
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