Neue Versorgung Ausgabe Dezember2015 - page 10

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Aus den Verträgen
Im Dialog
Das habe sich durch die Selektivverträge
deutlich verbessert. Versicherte, die an
der Hausarztzentrierten Versorgung
(HZV) teilnehmen, haben sich ver-
pflichtet, immer zuerst zum Hausarzt zu
gehen, auch wenn sie sich in die Fach-
arztverträge eingeschrieben haben. „Für
uns Hausärzte heißt das: Wir bekommen
jetzt auch eine bessere Rückmeldung vom
Facharzt und wissen, was los ist“, erläu-
tert Slatosch. „Die Patienten werden jetzt
wesentlich enger geführt“. Und: „Wir
bekommen von den Fachärzten, mit
denen wir kooperieren, immer wieder
Hinweise, welche Patienten noch ins
DMP eingeschrieben werden können“,
fügt er hinzu.
„Wir sind froh, dass die Hausärzte die
Koordination übernehmen“, erklärt auch
die Fachärztin für Chirurgie und Prok-
tologie Dr. med. Cornelia Berner aus
Esslingen. „Wir setzen das auch um. Es
klappt aber nicht immer“, räumt sie ein.
Zusammen mit ihrem Ehemann Dr.
med. Volker Berner und dem Kollegen
Dr. med. Heiko Braun betreibt sie eine
chirurgisch-orthopädische Praxis und
freut sich nicht nur über die bessere Ver-
gütung im Orthopädievertrag, sondern
auch über die „Fallkonferenz“ bei chro-
nifizierten Rückenschmerzen, die eine
enge Abstimmung zwischen Hausärzten,
Orthopäden und gegebenenfalls auch
Psychotherapeuten vorsieht.
Mit dem Selektivvertrag für die Bereiche
Psychiatrie, Psychotherapie und Neu-
rologie (PNP-Vertrag) wurde erstmals
auch eine Struktur in der Versorgung
und auch in den Praxen geschaffen, um
die zeitnahe Aufnahme einer Behand-
lung gewährleisten zu können, betont
Psychotherapeut Dipl.-Psych. Rolf Wa-
chendorf aus Esslingen. „Und wenn wir
einen Patienten aufgenommen haben,
bekommt der Hausarzt sofort einen kur-
zen Bericht“, fügt er hinzu. Das habe es
früher nicht gegeben. Praxen, die den
Vertrag leben wollen, müssten sich zu-
dem organisatorisch anpassen. „Wir hal-
ten für HZV-Patienten eine bestimmte
Anzahl an Stunden pro Woche frei – und
die werden auch immer belegt“, berichtet
Wachendorf.
Pluspunkt Vertragssoftware
In den Hausarzt- und Facharztverträ-
gen gelten identische Grundsätze einer
rationalen Pharmakotherapie. Um dies
gewährleisten zu können, gibt es in der
Vertragssoftware das Ampelsystem. Es
ist nach Anlaufschwierigkeiten akzep-
tiert und unterstützt die Harmonisie-
rung der Arzneimittelversorgung zwi-
schen Haus- und Facharzt.
In der Zusammenarbeit mit den Fach-
ärzten gebe es hinsichtlich einer abge-
stimmten Medikation auch weniger Pro-
bleme, berichtet Hausarzt Bosch. „Das
Problem ist die Klinik.“ Wenn ein Pati-
ent nach stationärem Aufenthalt nach
Hause entlassen wird, werde von der
Klinik häufig „das Neueste“ verordnet,
so dass die Patienten umgestellt werden
müssen. „Die Patienten sind dann ge-
legentlich verunsichert, wenn sich das
Präparat ändert“, bestätigt Slatosch.
Was ebenfalls im Praxisalltag gelegent-
lich Schwierigkeiten mache, seien die
unterschiedlichen Rabattverträge der
Krankenkassen. Diese ließen sich nicht
immer im Ampelsystem wiederfinden.
„Die Software ist nicht immer up to
date“, kritisiert Slatosch.
Anderer Umgang
mit Krankenkassen
„Früher waren die Krankenkassen der
Feind“, erinnert sich Bosch. Durch die
Selektivverträge habe sich einiges zum
Positiven entwickelt, was den Ärzten
auch in der täglichen Praxis nutze, so die
Einschätzung der Gesprächsrunde. „Der
Kollege vom Arzt-Partner-Service der
AOK, der für Ostfildern zuständig ist,
hat mir zum Beispiel schon einige gute
Tipps bei der Hilfsmittelberatung gege-
ben“, so Bosch.
Auch der Soziale Dienst der AOK und
die Patientenbegleitung der Bosch BKK
werden anders gesehen als früher: Die
Entlastung bei der täglichen Arbeit wer-
de geschätzt und die Kommunikation sei
einfach partnerschaftlicher geworden.
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