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Aus den Verträgen
Die hausärztlichen Qualitätszirkel, die
in einigen Regionen auch gemeinsam
mit Fachärzten stattfinden, werden von
den Hausärzten fast durchweg positiv
bewertet. „Wir sind jetzt im siebten
Jahr und es hat sich eine gewisse Rou-
tine eingespielt“, räumt Common ein.
Dass dort die Verordnungen anhand
statistischer Unterlagen diskutiert wer-
den und so ein Abgleich mit den eige-
nen Verordnungen möglich ist, habe
sich bewährt. „Man muss sich auch
anhand der DEGAM-Leitlinien immer
wieder Gedanken über das eigene Han-
deln machen“, so Common. „Wenn das
AQUA-Institut seinen moralischen Zei-
gefinger etwas zurücknehmen würde,
wäre es perfekt“, meint Knaupp dazu.
Bei der statistischen Auswertung der
Verordnungszahlen einzelner Praxen
gebe es gelegentlich das „Problem der
kleinen Zahl“, so Knaupp. Hier könnte
noch einiges verbessert werden.
Die Zusammenarbeit
funktioniert besser
Als überwiegend positiv wird die struk-
turierte Zusammenarbeit im Rahmen
der Facharztverträge nach §73c be-
schrieben. „Früher mussten wir Patien-
ten mit Thoraxschmerzen oftmals ins
Krankenhaus schicken, weil wir keinen
Termin beim niedergelassenen Kardio-
logen bekommen haben“, erinnert sich
Ailinger. „Das hat sich durch den 73c-
Vertrag grundlegend geändert. Heute
faxen wir zum Beispiel das EKG und
bekommen innerhalb von wenigen Mi-
nuten einen Rückruf vom Kardiologen“.
Dadurch werden nach seiner Ansicht
viele unnötige Krankenhausaufenthalte
vermieden. Und das Beste, so Ailinger:
„Wir bekommen jetzt Befundberichte,
mit denen wir als Hausärzte was anfan-
gen können.“ Das kann Reinhardt nicht
uneingeschränkt bestätigen. „Nicht alle
teilnehmenden Fachärzte schicken aus-
sagekräftige Briefe“, berichtet sie. „Wir
statten den Facharzt mit genügend Un-
terlagen und Befunden aus und erwar-
ten das auch umgekehrt.“
Besonders gut funktioniere die Zusam-
menarbeit mit den Psychotherapeuten,
berichtet Reinhardt. „Das ist schon
klasse, wie schnell man jetzt Termi-
ne bekommt.“ Im vergangenen halben
Jahr habe sie innerhalb kürzester Zeit
vier Patienten einen Therapieplatz ver-
mitteln können. Im KV-System sei das
unvorstellbar.
Keine HZV ohne VERAHs
„MFAs, die sich zur VERAH weiterge-
bildet haben, haben zusätzliche Qualifi-
kationen, erweiterte Kompetenzen und
ein neues Selbstbewusstsein“, berichtet
Ailinger. „Bei uns übernehmen die bei-
den VERAHs viele der regelmäßigen
Besuche im Altenheim, was mich enorm
entlastet“, sagt Bosch. „Diese Patienten
sehe ich in viel größeren Abständen“,
erklärt auch Knaupp.
„Wir setzen sehr stark auf professio-
nelles teamorientiertes Arbeiten“, be-
tont Reinhardt. In ihrer Praxis haben
alle MFAs spezielle Qualifikationen
im Rahmen der Disease Management
Programme (DMP) und von PraCMan.
Die Abkürzung steht für „Hausarzt-
praxisbasiertes Case Management für
chronisch kranke Patienten“. Beson-
ders bewährt habe sich das Programm
PraCMan. Angesprochen werden in
erster Linie multimorbide Patienten,
die öfters im Krankenhaus sind bezie-
hungsweise eine sehr hohe Hospitalisie-
rungswahrscheinlichkeit haben und die
deshalb eine engere Betreuung durch
den Hausarzt benötigen. „Das ist noch-
mal eine andere Versorgung“, betont
Reinhardt. „Durch den regelmäßigen
Kontakt merkt man frühzeitig, wenn
etwas aus dem Ruder läuft.“ Um in der
Versorgungsrealität zu bleiben, müsse
sich die HZV allerdings vor allem im
Bereich der Palliativmedizin und der
Gerontopsychiatrie weiterentwickeln,
fordert Reinhardt.
Und was finden die Kolleginnen und
Kollegen sonst noch gut an der HZV?
„Die Befreiung von der Zuzahlung bei
rezeptfreien Arzneimitteln für die 12-
bis unter 18-Jährigen ist bei uns ein
Renner“, berichtet Ailinger. Der AOK-
Check 18+ laufe hingegen in den meis-
ten Praxen nicht – wohl deshalb, weil
jüngere Patienten in der Regel nicht
bereit sind, sich durch die HZV zu
binden.
Vorteil „sprechende Medizin“: In der HZV Baden-Württemberg wird Beratungszeit gesondert vergütet.
Dadurch kann sich der Arzt ausreichend Zeit für seine Patienten nehmen.